Von seiner zweiten Ehefrau, Angelika („Lili“) hatte sich Strauss (Sohn) wegen einer Affäre getrennt. Nichts Ungewöhnliches– würde man heute sagen. Damals aber schon: Denn die österreichischen Gesetze verboten noch bis 1938 eine erneute Wiederverheiratung, lediglich eine „Trennung von Tisch und Bett“ war zulässig. Eine einmal eingegangene Ehe war unauflöslich, „bis das der Tod scheidet“.
„Was tut man nicht alles für ein Weib“: Dieser – verbürgte – Ausspruch führte Strauss (Sohn) in die Ehe mit seiner neu gewonnenen Liebe, Adele, seiner dritten Ehefrau, aber erst, nachdem er Lutheraner wurde (in Österreich: „Evangelisch A.B.“ – wobei „A.B.“ für „Augsburgischen Bekenntnisses“ steht), die österreichische Staatsangehörigkeit ablegte – und damit auf alle Wiener Bürgerrechte verzichtete, die er gerade erst gewonnen hatte – und Sachse wurde, korrekt: „Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha“, in Gotha seinen Bürgereid leistete, und schließlich, was ihm als nunmehrigem Deutschen rechtlich zustand, bis in Coburg schließlich die zivilrechtliche Scheidung ausgesprochen wurde.
Er heiratete in Coburg „seine“ Adele und blieb Deutscher, bis zu seinem Lebensende. Wie auch „seine“ Adele, die über 30 Jahre später nach ihm in Wien verstarb.
„Lili“ selbst, seine zweite Ehefrau, hat übrigens nie einen „Rosenkrieg“ geführt, im Gegenteil. Auch nach ihrer Trennung von Strauss (Sohn) hat sie nie ein böses Wort über ihn verloren. Dass sie selbst Deutsche wurde, 1902 in Berlin, ist wieder eine andere Geschichte…
Wir alle verdanken Strauss (Sohn) unglaublich schöne und zeitlose Musikwerke. Dass einigermaßen respektlos eine Berliner Zeitung schrieb: „Der Kaiser-Walzer ist der schönste Walzer, den je ein Sachse geschrieben hat“, dann hat sie allerdings (juristisch) recht…
Und das offizielle Wien? Nahm ihm das alles übel, jahrzehntelang, und über seinen Tod hinaus.